Flüchtlingsboot: wenige überlebten
Pierre Bonnard | 10.05.2011 12:28 | Guantánamo | Anti-militarism | Anti-racism | Terror War | Cambridge | Oxford
NATO liess Boots-Flüchtlinge verhungern
An Bord ging daraufhin der Sprit aus, das Boot trieb auf hoher See. Auch Wasser und Lebensmittelvorräte gingen aus. Der Kapitän glaubte, bereits in der Nähe Lampedusas zu sein, und beruhigte die Passagiere – ein fataler Fehler.
Flugzeugträger ignorierte Schiff: Rund um den 29. oder 30. März gelangte das Schiff schließlich in die Nähe eines Flugzeugträgers, dessen Besatzung das Flüchtlingsboot mit Sicherheit gesehen haben müsse, berichten Überlebende laut „Guardian“. Zwei Militärmaschinen hoben ab und überflogen das Boot, an Bord versuchten die Menschen ihre missliche Lage zu signalisieren. Doch erneut blieb die Hilfe aus, das Schiff trieb vom Flugzeugträger wieder weg.
Laut „Guardian“-Recherchen musste es sich bei dem Flugzeugträger um „Charles de Gaulle“ aus Frankreich handeln. Die französische Marine dementierte zunächst, in der Region gewesen zu sein. Daraufhin wurde jeder weitere Kommentar verweigert. Auch die NATO stritt die Vorwürfe ab.
Passagiere starben nach und nach
In den folgenden zehn Tagen starben nach und nach die erschöpften Menschen, mehrheitlich Flüchtlinge aus Äthiopien, der Rest stammte aus Eritrea, Nigeria, Ghana und dem Sudan, an Bord. Mit den letzten Wasserreserven wollte man noch zwei Babys retten, nachdem ihre Eltern gestorben waren. Doch auch das sei misslungen, berichtete der 24-jährige Äthiopier Abu Kurke, einer der wenigen Überlebenden, der sich zuletzt noch von zwei Tuben Zahnpasta ernährte. Jeden Tag in der Früh habe man wieder Tote entdeckt und diese nach 24 Stunden über Bord geworfen. ............. M E H R: http://orf.at/stories/2057338/2057361/ ............. Am 10. April wurde das Schiff wieder an der libyschen Küste nahe der Stadt Slitan angeschwemmt. Von den 71 Menschen, darunter 20 Frauen, hatten nur elf überlebt. Ein Flüchtling starb laut „Guardian“ an Land, ein weiterer kurz danach im Gefängnis, nachdem er von libyschen Regierungstruppen festgenommen worden war.
Untersuchung gefordert: Das internationale Seerecht verpflichtet alle Schiffe, auch militärische, auf Notrufe in der Nähe zu reagieren und wenn möglich Hilfe anzubieten. Hilfsorganisationen verlangen eine Untersuchung des Vorfalls. Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR)
verlangt eine bessere Zusammenarbeit von kommerzieller und militärischer Schifffahrt im Mittelmeer, um Menschenleben zu retten. „Das Mittelmeer darf nicht zum Wilden Westen werden“, so Sprecherin Laura Boldrini. Diejenigen, die Hilferufe ignorieren, dürften nicht ungestraft davonkommen. Publiziert am 10.05.2011 http://orf.at/stories/2057338/2057361/
Links:
„Guardian“-Artikel http://www.guardian.co.uk/world/2011/may/08/nato-ship-libyan-migrants
NATO http://nato.int/
UNHCR http://www.unhcr.org/
Pierre Bonnard