Kein Krieg ist so schlimm, als dass er nicht durch die Intervention des ICC noch verschlimmert werden könnte ......... Brendan Behan sagte einmal, dass keine Situation so schlimm ist, als dass sie nicht durch das Einschreiten eines Polizisten noch verschlimmert werden könnte. Heutzutage ist kein Krieg so blutig, dass er nicht noch blutiger gemacht werden kann durch das Einschreiten des ICC (Internationaler Strafgerichtshof). Aus dem luxuriösen Ambiente von Den Haag, unter dem Beifall von Liberalen, die zu einem billigen politischen Erfolgserlebnis kommen, wenn sie sehen, wie weiße Juristen gegen böse Afrikaner auftreten, hat heute der ICC einen Haftbefehl gegen Colonel Gaddafi, einen seiner Söhne und seinen Sicherheitschef erlassen. Dieser Akt eines internationalen moralischen Posierens, der den ICC seriös und erhaben erscheinen lassen soll, wird voraussichtlich die verfahrene Situation in Libyen verfestigen.
Einerseits scheint die Ausstellung des Haftbefehls nur blödsinnig zu sein. Diese Großkopferten des ICC scheinen so weit von der wirklichen und chaotischen Welt der Politik und des Krieges entfernt zu sein, dass sie ernsthaft glauben, dass es möglich ist, einen Krieg zu einem Ende zu bringen durch die Herausgabe eines Papiers, auf dem geschrieben steht: „Gesucht wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Muammar Gaddafi.“ Es sieht so aus, dass sie den Krieg gegen Libyen verwechseln mit einer Gasthausschlägerei in Camberwell und glauben, dass es möglich ist, die ganze erbärmliche Chose durch die Forderung nach der Verhaftung einiger Rädelsführer zu lösen. Es gab einmal Zeiten, in denen pickelige Oberprimaner in schwülstigen Klassenzimmerdiskussionen über Konfliktlösung Dinge gesagt hätten wie: „Hey, verhaften wir doch einfach den Bösewicht!“ Diese Art von politischer Naivität ist jetzt im Internationalen Strafgerichtshof ICC institutionalisiert worden. ......... M E H R:
http://antikrieg.com/aktuell/2011_06_29_keinkrieg.htm ..... Als der ICC im Jahr 2008 einen Haftbefehl gegen Omar al-Bashir, den Präsidenten des Sudan, erließ, waren dessen Auswirkungen so rasch wie tödlich. Wie es die Afrikanische Union richtig beschrieb, goss der Haftbefehl „Öl in das Feuer“ der verfahrenen Situation zwischen Khartoum und verschiedenen Gruppen von Aufständischen in Darfur. Er untergrub umgehend die Friedensverhandlungen zwischen Khartoum und den Vertretern Darfurs. Warum sollte man sich auch weiterhin bemühen, über eine Lösung zu verhandeln, wenn eine mächtige Kraft von außen bestimmt hat, dass die eine Seite bei den Verhandlungen eine bösartige, wahnsinnige, völkermörderische Einheit ist? Wenig überraschend reagierte die darfurische Gruppierung Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit, die nur wenige Wochen zuvor Friedensverhandlungen zugestimmt hatte, auf diesen Schritt des ICC mit der Absage von jeglichen weiteren Verhandlungen mit Khartoum. Noch schlimmer, die Beschreibung Khartoums als verbrecherische Regierung durch den ICC hatte Auswirkungen auf das zerbrechliche Übereinkommen, das erst kurz zuvor den jahrzehntelangen Konflikt im südlichen Sudan beendet hatte. Elemente im südlichen Sudan fühlten sich ermutigt, ihre Stimme gegen die Regierung in Khartoum zu erheben, nachdem diese vom ICC auf die Ebene eines gewöhnlichen Verbrechers reduziert worden war.
Dieser Art sind die möglichen Nebenwirkungen des moralischen Geheuls und aufgeblasenen Getues des ICC. Dessen eigennützige Possen mögen ein aufgeregtes Gebrumm in den Cafés in Islington und Paris bewirken, aber sie haben ganz reale physische Konsequenzen für die einfachen Menschen in Afrika. Die schlecht beratene Intervention des ICC in Libyen lässt die Möglichkeit einer Verhandlungslösung, eventuell einer, die zum Rücktritt Gaddafis führen könnte, um einiges schwerer vorstellbar erscheinen. Stattdessen wird Gaddafi sich bedrängt und noch mehr isoliert fühlen und wird daher härter gegen seine Widersacher vorgehen; seine Gegner wiederum werden die Rolle der Lieblingsopfer der internationalen Gemeinschaft übernehmen, deren anhaltendes Kämpfen und Leiden ihnen, wenn sie Glück haben, vielleicht mehr Mitleid von den geltungssüchtigen Größen und den Guten von Den Haag und darüber hinaus eintragen könnten. Dieser Haftbefehl hat einen chaotischen Konflikt nur noch chaotischer gemacht, und das alles nur, um ein paar westlichen Juristen und Beobachtern feuchte moralische Gefühle zu bescheren. Nett. ... Brendan O'Neill
http://antikrieg.com/aktuell/2011_06_29_keinkrieg.htm Veröffentlicht am 28. Juni 2011 in > The Telegraph > Artikel
http://blogs.telegraph.co.uk/news/brendanoneill2/100094144/there-is-no-war-so-bad-that-it-cannot-be-made-worse-by-the-intervention-of-the-icc/ ... siehe dazu auch folgende Beiträge:
> Jean-Paul Pougala - Die Lügen hinter dem Krieg des Westens gegen Libyen
http://antikrieg.com/aktuell/2011_06_13_dieluegen.htm > Paul Craig Roberts - Libyen: Die Washington/NATO-Agenda und der nächste Große Krieg
http://antikrieg.com/aktuell/2011_04_08_libyen.htm > Alexander Mezyaev - Die Demontage des Internationalen Rechts als neue Strategie der globalen Elite
http://antikrieg.com/aktuell/2011_05_25_diedemontage.htm Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen!
http://www.antikrieg.com/index.htm -
Deutsch-französische MILAN-Raketen in Libyen aufgetaucht: In der westlibyschen Stadt Nalut ist es Bewohnern gelungen, Terroristen MILAN-Raketen abzunehmen, die in deutsch-französischer Koproduktion gefertigt werden. Auf einer der Raketen ist klar das deutsche Wort "Bodenziel" zu erkennen. Deutschland rüstet nun also Terroristen mit Raketen aus. ..........
http://www.youtube.com/watch?v=u15mNZuE8gs -
Prozess gegen die Einschränkung der Versammlungsfreiheit während des NATO Gipfels in Baden-Baden und Strasbourg ............
http://www.trueten.de/archives/7143-Prozess-gegen-die-Einschraenkung-der-Versammlungsfreiheit-waehrend-des-NATO-Gipfels-in-Baden-Baden-und-Strasbourg.html