KARL MARX UND FRIEDRICH ENGELS ÜBER GERWEKSCHAFTEN UND STREIKS
Gewerksgenossenschaften.
Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
KARL MARX
Konzeption und Organisation,
Sammlung und neue Veröffentlichung
Lo Scaltro von Genua
emilvonmuenchen@web.de
Übersetzung in eine
neolateinische Sprache
Den Arbeitern und Arbeiterinnen der CONLUTAS (Nationalkoordinierung der Kämpfe)
und dem Sieg der internationalistischen proletarischen Revolution in Brasilien
und in allen Kontinenten Amerikas
A)
IHRE VERGANGENHEIT
Kapital ist konzentrierte gesellschaftliche Macht, während der Arbeiter nur über seine individuelle Arbeitskraft verfügt.
Der Kontrakt zwischen Kapital und Arbeit kann deshalb niemals auf gerechten Bedingungen beruhen, gerecht nicht einmal im Sinne einer Gesellschaft, die das Eigentum an den materiellen Mitteln des Lebens und der Arbeit der lebendigen Produktivkraft gegenüberstellt.
Die einzige gesellschaftliche Macht der Arbeiter ist ihre Zahl.
Die Macht der Zahl wird jedoch durch Uneinigkeit gebrochen.
Die Uneinigkeit der Arbeiter wird erzeugt und erhalten durch ihre unvermeidliche Konkurrenz untereinander.
Gewerksgenossenschaften entstanden ursprünglich durch die spontanen Versuche der Arbeiter, diese Konkurrenz zu beseitigen oder wenigstens einzuschränken, um Kontraktbedingungen zu erzwingen, die sie wenigstens über die Stellung bloßer Sklaven erheben würden.
Das unmittelbare Ziel der Gewerksgenossenschaften beschränkte sich daher auf die Erfordernisse des Tages, auf Mittel zur Abwehr der ständigen Übergriffe des Kapitals, mit einem Wort, auf Fragen des Lohns und der Arbeitszeit.
Diese Tätigkeit der Gewerksgenossenschaften ist nicht nur rechtmäßig, sie ist notwendig.
Man kann ihrer nicht entraten, solange die heutige Produktionsweise besteht.
Im Gegenteil, sie muss verallgemeinert werden durch die Gründung und Zusammenfassung von Gewerksgenossenschaften in allen Ländern.
Auf der anderen Seite sind die Gewerksgenossenschaften, ohne dass sie sich dessen bewusst werden, zu Organisationszentren der Arbeiterklasse geworden, wie es die mittelalterlichen Munizipalitäten und Gemeinden für das Bürgertum waren.
Wenn die Gewerksgenossenschaften notwendig sind für den Guerillakrieg zwischen Kapital und Arbeit, so sind sie noch weit wichtiger als organisierte Kraft zur Beseitigung des Systems der Lohnarbeit selbst.
B)
IHRE GEGENWART
Die Gewerksgenossenschaften haben sich bisher zu ausschließlich mit dem lokalen und unmittelbaren Kampf gegen das Kapital beschäftigt und haben noch nicht völlig begriffen, welche Kraft sie im Kampf gegen das System der Lohnsklaverei selbst darstellen. Sie haben sich deshalb zu fern von allgemeinen und politischen Bewegungen gehalten.
In letzter Zeit scheinen sie jedoch zum Bewusstsein ihrer großen historischen Mission zu erwachen, wie man schließen kann zum Beispiel aus ihrer Beteiligung an der jüngsten politischen Bewegung in England, aus der höheren Auffassung ihrer Funktion in den Vereinigten Staaten und aus folgendem Beschluss der großen Konferenz der Delegierten der Trade-Unions, die kürzlich in Sheffield stattfand:
«Diese Konferenz würdigt voll und ganz die Anstrengungen der Internationalen Assoziation, die Arbeiter aller Länder in einem gemeinsamen Bruderbund zu vereinen, und empfiehlt den verschiedenen, hier vertretenen Gesellschaften eindringlich, in diese Assoziation einzutreten, in der Überzeugung, dass sie notwendig ist für den Fortschritt und das Gedeihen der ganzen Arbeiterschaft.»
C)
IHRE ZUKUNFT
Abgesehen von ihren ursprünglichen Zwecken müssen sie jetzt lernen, bewusst als organisierende Zentren der Arbeiterklasse zu handeln, im großen Interesse ihrer vollständigen Emanzipation.
Sie müssen jede soziale und politische Bewegung unterstützen, die diese Richtung einschlägt.
Wenn sie sich selbst als Vorkämpfer und Vertreter der ganzen Arbeiterklasse betrachten und danach handeln, muss es ihnen gelingen, die Außenstehenden in ihre Reihen zu ziehen.
Sie müssen sich sorgfältig um die Interessen der am schlechtesten bezahlten Gewerbe kümmern, z.B. der Landarbeiter, die durch besonders ungünstige Umstände ohnmächtig sind.
Sie müssen die ganze Welt zur Überzeugung bringen, dass ihre Bestrebungen, weit entfernt, begrenzte und selbstsüchtige zu sein, auf die Emanzipation der unterdrückten Millionen gerichtet sind.
VERLAG DER SCHULE FÜR AGITATOREN UND INSTRUKTOREN
“KOMMUNISTISCHE UNIVERSITÄT J. M. SVERDLOV”
ZUR MARXISTISCH-REVOLUTIONÄREN ORGANISATION UND FÜHRUNG
DES PROLETARIATS UND DESSEN UNTERDRÜCKTE VERBÜNDENTEN
MOSKAU - SÃO PAULO - GENUA – PARIS
in Zusammenarbeit mit
ILAESE
LATEINAMERIKANISCHES INSTITUT FÜR SOZIOÖKONOMISCHE STUDIEN
IV AUSSICHT
ARBEITERINSTITUT JOSÉ LUÍS E ROSA SUNDERMANN
Siehe MARX, KARL. Gewerksgenossenschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Beschluss des Genfer Kongresses über die Gewerkschaften (06.09.1866), in: Die Internationale in Deutschland (1864-1872). Dokumente und Materialien, Berlin: Dietz Verlag, 1964, S. 142 ff.; IDEM. Instruktionen für die Delegierten des provisorischen Zentralrats zu den einzelnen Fragen(08.1866), 6.: Gewerksgenossenschaften. Ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, in: Marx und Engels – Werke, Bd. 16, 1962, S. 196 ff.
Der Kongress der Internationalen Arbeiterassoziation (I. Internationale) in Genf fand vom 3. bis 8. September 1866 statt. An ihm nahmen 60 Delegierte aus England, Frankreich, Deutschland und der Schweiz teil. Seine wichtigsten Beschlüsse beruhten auf den von Marx verfassten « Instruktionen für die Delegierten des provisorischen Zentralrats zu den einzelnen Fragen », die auf dem Kongress als offizieller Bericht des Zentralrats verlesen wurde. Darin gab Marx vor allem eine klare Orientierung für den ökonomischen Klassenkampf und zeigte die Notwendigkeit, ihn mit dem politischen Kampf zu verbinden.
Die Proudhonisten hatten den « Instruktionen » für alle Punkte der Tagsordnung ein eigenes Programm in einer besonderen Denkschrift entgegengestellt. Dennoch nahm der Kongress sechs der neun Punkte der von Marx verfassten « Instruktionen » als Beschluss an : über die internationale Vereinigung der Anstrengungen im Kampf zwischen Arbeit und Kapital mit Hilfe der Assoziation; über die Gewerksgenossenschaften, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; über die Beschränkung des Arbeitstages; über die Arbeit von Jugendlichen und Kindern und über die stehenden Heere. Die ersten fünf dieser Resolutionen bezeichnete Marx als « Bestandteil des Programms der Internationale ».
Der Genfer Kongress bestätigte die von Marx ausgearbeiteten Statuten, nahm ein Organisationsreglement an und wählte den Generalrat in seiner bisherigen Zusammensetzung.
Der Kongress schloss die Periode der Konstituierung der Internationalen Arbeiterassoziation (I. Internationale) als internationale Massenorganisation des Proletariats ab.
An der allgemein-demokratischen Bewegung für eine Wahlrechtsreform in England in den Jahren 1865 bis 1867, die unter Leitung der Reformliga stand, nahmen die Trade Unions aktiven Anteil. Die Reformliga wurde am 23. Februar 1865 auf Initiative und unter unmittelbarer Beteiligung des Zentralrats der Internationalen Arbeiterassoziation (I. Internationale) gegründet. Das Programm der von der Liga geleiteten Wahlreformbewegung und ihre Taktik gegenüber den bürgerlichen Parteien wurden unter direktem Einfluss von Marx ausgearbeitet, der eine selbständige, von diesen Parteien unabhängige Politik der englischen Arbeiterklasse anstrebte. Auf Drängen von Marx wurde die chartistische Losung des allgemeinen Wahlrechts wieder aufgegriffen, die der Liga die Unterstützung der Trade Unions und vieler unorganisierter Arbeiter sicherte. Infolge des Einflusses der bürgerlichen Radikalen in der Leitung der Reformliga und Versöhnungsstrategie der opportunistischen Führer der Trade Unions gelang es der englischen Bourgeoisie, die Bewegung zu spalten. 1867 wurde ein Wahlreformgesetz angenommen, das nur dem Kleinbürgentum und der Arbeiteraristokratie das Wahlrecht gewährt.
In den USA wurden die Trade Unions zu wichtigen Sammelpunkten der Arbeiterklasse. Sie unterstützen während des Amerikanischen Bürgerkrieges den Kampf der Nordstaaten gegen die Sklavenhalter. Auf dem Arbeiterkongress in Baltimore vom 20. bis 25. August 1866 forderten die amerikanischen Arbeiter u. a. die gesetzliche Regelung des Achtstundentages. Ihr erbitterter Kampf hatte im Juni 1868 Erfolg. Der Achtstundentag wurde in allen staatlichen Betrieben gesetzlich eingeführt.
Die Delegiertenkonferenz der englischen Trade Unions in Sheffield fand vom 17. bis 21. Juli 1866 statt. Die Hauptfrage ihrer Beratungen war der Kampf gegen die Aussperrungen. Die von Marx zitierte Resolution ist veröffentlicht als Report of the Conference of Trade’ Delegates of the United Kingdom, held in Sheffield, on July 17th, 1866, and Four Following Days (Bericht der Delegiertenkonferenz der Trade Unions vom Vereinigten Königsreich, gehalten in Sheffield, am 17. Juli 1866 und in den darauffolgenden vier Tagen), Sheffield, 1866.
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