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Bedingungsloses Grundeinkommen Now!

Peter Rühlhof | 28.03.2009 17:25 | G20 London Summit | Education | Social Struggles | Workers' Movements | Cambridge | Oxford

Bedingungsloses Grundeinkommen: revolutionärer Ansatz oder nicht machbar? In der letzten Zeit wird immer wieder in den Medien von Grundeinkommen, Existenzgeld oder auch Bedingungslosem Grundeinkommen gesprochen und vor kurzem gab es dazu eine Elektronische Petition, die durch ihre Beteiligung von über 50.000 Menschen viel Beachtung fand. Die Diskussion macht weder vor zaghaften Gewerkschaften, noch vor den Unternehmern halt. - In Zeiten, wo sich viele über den Sinn und Nutzen von Erwerbsarbeit Gedanken machen, wird erkennbar, dass die sogenannte Ewerbsgesellschaft in einer tiefen Krise steckt.

Bedingungsloses Grundeinkommen
Bedingungsloses Grundeinkommen


Freitag, 27. März 2009 - Einerseits, weil infolge der Rezession die Massenarbeitslosigkeit neue Dimmensionen erreicht, andererseits, weil Lohndumping die Erwerbsarbeit in den letzten Jahren erheblich entwertet hat.
Mittlerweile ist ersichtlich, dass mit Hartz IV eine „neue“ Unterschicht, geschaffen wurde, die aus den „Kollateralschäden“ der kapitalistischen Marktwirtschaft besteht - oder anders ausgedrückt: Ein Teil der Erwerbsfähigen wird im industriellen Produktionsprozess nicht mehr benötigt.
Wenn die modernen Industriegesellschaften keine verfestigte Armut haben wollen (als Unruheherd und als Sammelbecken krimineller Subkulturen), dann muss über Alternativen nachgedacht werden. - In früheren Jahren galten Verfechter eines Grundeinkommens als Spinner oder Träumer, niemand wollte Ihnen ernsthaft zuhören, wenn sie darüber sprechen wollten.
Dieser Trend hat sich gewandelt, immer häufiger wird in den Printmedien, Talkshows etc. mit Befürworten, Antreibern und Kritikern über Sinn oder Sinnlosigkeit dieser Ideen gesprochen.
Wie alt ist diese Idee?
Die Idee von Grundeinkünften, ohne Gegenleistung, zur Vermeidung von Hunger und Elend geht bis ins 16. Jahrhundert und noch viel weiter zurück. Mitglieder der Kirche und der Adelskaste haben damals erkannt, dass etwas gegen die von Hunger und Elend gekennzeichneten mittellosen Bettler, Waisen und armen Bauern, Handwerker oder Bürger getan werden müsste, allerdings aus unterschiedlicher Motivation heraus.
Während die Kirchen dies als ihre Pflicht im Sinne ihres Glaubens praktizieren, war bei den Adelsmitgliedern sowie den Bürgerlichen die Angst um das eigene Leben oder der Ekel und Abscheu die Motivation, etwas dagegen zu tun. Eine gesellschaftliche „Höherbewertung“ der Menschen war damit aber nicht beabsichtigt. Es wurde eine Art Armenhilfe eingerichtet, und Armenhäuser wurden gegründet. Die Armenhilfe wurde als Tat der Barmherzigkeit geübt, es gab dafür keinen Rechtsanspruch.
Kaiser Napoléon begründete eine Art Armenhilfe, weil er gesündere Soldaten wollte, als ihm damals zugeführt wurden, denn viele der „eingezogenen“ Soldaten waren unterernährt und litten unter den dafür typischen Krankheiten, sie hatten Mangelerscheinungen und hielten deshalb den Kraftanstrengungen, Entbehrungen
eines Krieges nicht lange stand.
In späteren Zeiten war es z.B. Otto von Bismarck, der schrittweise zum Ende des 19.Jahrhunderts die Sozialversicherung entwickelte, einführte und dafür sorgen wollte, dass Zustände der Armut, des Hungers und der Obdachlosigkeit verschwinden. Langsam wurde daraus in späteren Jahrzehnten die Sozialversicherung weiterentwickelt.
Als soziales Netz umfasst sie bis heute alle Lebensbereiche, aus denen heraus Menschen unverschuldet in Not geraten können. Der Hintergrund, dass diese als gesetzliche Pflichtversicherung ausgeführt wird, soll bewirken, dass keine größeren Bevölkerungsteile in Armut versinken oder von Leistungen ausgenommen werden (z.B. Künstler, Schausteller).
Sozialversicherungsleistungen erhält niemand ohne Gegenleistungen und nur solange, bis die persönliche Notlage als beendet gilt. Jeder ist verpflichtet, alles zu tun um diese zu beenden.
In einigen lateinamerikanischen Ländern wurden in den letzten Jahren „Armengelder“ eingeführt, was den Armen wenigstens soviel Geld gibt, dass sie nicht verhungern. Für Entwicklungsländer bildet dies einen großen Fortschritt, der die Grundlage bildet, dass Menschen ihre Situation nicht mehr als lebensbedrohlich begreifen oder hoffnungslos.
Was steckt hinter der Debatte über Grundeinkommen?
Hinter der Debatte über garantierte Einkommen, auch ohne Gegenleistungen, verbirgt sich mehr, als der Betrachter anfänglich glaubt. Einerseits ist darin zu erkennen, dass die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger kaum akzeptable Antworten auf die Probleme unserer Industriegesellschaft haben, die durch steigende Arbeitslosigkeit oder zumindest eine nicht mehr sinkenden Dauerarbeitslosigkeit gekennzeichnet ist, mit den damit verbundenen Problemen (soziale Isolation, Verarmung etc.).
Instabile Lebensverhältnisse sind gefährlich für eine kapitalorientierte Gesellschaft.
In den Entwicklungsländern ist die Problematik noch verschärfter, als in den Industrieländern, da hier oft das existenzielle Überleben gemeint ist, d.h. arme Menschen hungern oder verhungern.
Aber allein der Umstand, dass in den Industrieländern der Anteil armer Menschen stetig steigt und die Bevölkerungsschicht, die trotz Arbeit arm ist (Working poor), birgt riesige Problemfelder. Auch in Deutschland nimmt der Anteil derer, die kaum „das Dach über dem Kopf“ bezahlen können, dramatisch zu. Die Folgen der Einsparungen im Rahmen der Hartz-Gesetze trifft die Gruppe der Geringverdiener, Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger besonders stark. Problematisch bleiben Überlegungen von „Radikal-Politikern“, die der Verteilung des Geldes von „unten nach oben“ einfach die entgegengesetzte Richtung verordnen wollen. Den Reichen etwas von ihrem Vermögen zu nehmen und es den unteren Schichten zurückzugeben.
Es ist wohl nicht anzunehmen, dass dies friedvoll und ohne Widerstand ablaufen würde. Eine andere Finanzierungsgrundlage für Lohn- oder Sozialleistungsabhängige gerät deshalb ins Auge der Verantwortlichen. Wenn zukünftig keine Vollbeschäftigung mehr erreicht werden kann, muß mit dem Thema Arbeitslosigkeit und Armut völlig anders umgegangen werden!
Wenn Arbeit nicht genügend Lohn abwirft, damit davon ein „adäquater“ Lebensstandard finanziert werden kann, ist der Sinn der lohnabhängigen Arbeit in Frage gestellt - und dies wissen auch diejenigen, die „für andere arbeiten“.
Auf diese Frage sind also dringend Antworten zu finden, wenn man nicht riskieren will, dass es in Deutschland oder Europa wieder Zustände gibt, wie wir sie vor 80 Jahren hatten. - Einen interessanten Ansatz bietet deshalb die Frage, ob eine Grundversorgung mit Geld, ohne repressiv erreichte Gegenleistung, einen Lösungsansatz zur Problembewältigung bietet.
Die Frage, welche Höhe ein Grundeinkommen haben soll und unter welchen Bedingungen es gezahlt wird, hängt von den Betrachtungswinkeln ab, weshalb die bisherigen Vorschläge sehr unterschiedlich sind. Auch oder gerade, weil es bisher unserer Gesellschaft schwer zu vermitteln ist, warum derjenige, der „nix“ tut, durchgefüttert“ werden soll, Stichwort Sozialneiddebatte.
Während die einen keine Faulheit bezahlen wollen, wollen die anderen keine „Unterschichten“. Nur wenige Konzepte, und die stammen nicht von politischen Parteien, fordern das „bedingungslose“ Grundeinkommen, wobei sich diese in der zu zahlenden Höhe unterscheiden. - Für Deutschland stellt sich die Frage, wie weit Sozialleistungen noch abgesenkt werden können, wenn infolge steigender Arbeitslosigkeit die Zahl der Empfänger steigt, die in Armut versinken.
Wie also geht man mit der Problematik um?
Politikern und Wirtschaftsexperten fällt die Lösung ein, mit der sie auf einen Schlag alle Probleme loswerden könnten. Ein Existenzgeld oder ein Grundeinkommen, als Lösung?
Welche Geldleistungen verbergen sich dahinter und welche „Anforderungen“ gibt es?
Jeder erhielte ab der Geburt Anrecht auf ein Grundeinkommen, bis zu seinem Tod.
Die Grundsumme, z.B. 800 Euro, würde durch Zuschläge für Kinder aufgestockt.
Evt. werden auch Teile der Miete oder die gesetzliche Krankenversicherung zusätzlich gezahlt. Es würde kein Zwang mehr erhoben, einer Erwerbsarbeit nachzugehen, jeder arbeitet freiwillig.
Mittlerweile haben Studien und Befragungen erwiesen, dass die Mehrheit der arbeitsfähigen Menschen auch einer Tätigkeit nachgehen wollen. Daher würde nicht das eintreffen, was Kritiker des Grundeinkommens immer sagen: Warum sollte jemand arbeiten wollen?
Indirekt fordern die Kritiker also eine Art von Zwangsverpflichtung zur Arbeit. Vermutlich deshalb, weil die Befindlichkeiten derer, die im Erwerbsprozess stehen, sich aus der Angst ergeben, ihre Arbeit würde quasi entwertet.
Wer freiwillig arbeitet, bekommt etwas dazu:
Auf das zu zahlende Grundeinkommen würden Lohnarbeiter einen bereinigten Lohn erhalten. Beispiel: 800 Euro Grundeinkommen.
Durch Lohnarbeit zusätzlich pro Stunde für einfache Arbeiter 1,00 bis 1,50 Euro, gelernte Arbeiter 2,00 bis 2,50 Euro, spezialisierte Arbeiter oder Techniker 2,50 bis 3,00 und Akademiker 3,00 bis 4,00 Euro pro Stunde. 30 Arbeitsstunden pro Woche.
Zielsetzung ist die vergleichbare Lohnhöhe zu bisherigen Verhältnissen, mit dem Unterschied, dass von der Lohnsumme immerhin 800 Euro garantiert sind durch das Grundeinkommen. Nach außen hin würde sich fast nix verändern, weil die Arbeitskosten brutto gleich blieben.
Deutsche Arbeitskraft würde insgesamt billig, vor allem im internationalen Vergleich!
Wenn jeder Staatsbürger den verbrieften Anspruch darauf hätte, jeder die gleiche Grundsumme erhielte und durch freiwillige Arbeit dieses aufstocken könnte, was würde das bringen?>
Was könnte im Staatswesen eingespart werden?
Es braucht nur noch eine minimierte Arbeits- und Sozialverwaltung.
Es braucht keine größeren Kontroll- und Überprüfungsbehörden mehr.
Die Rentenversicherung braucht es nicht mehr, da jeder bis zum Tod Grundeinkommen erhält.
Wie würde das Grundeinkommen finanziert werden?
Finanzierbar wäre ein Grundeinkommen durch ein „neues“ Steuersystem der Bürgersteuer.
Unternehmensgewinnbesteuerung, Spekulationssteuer auf Aktiengewinne, Mehrwertsteuerfinanzierung oder gesonderte Erhebungen für Umweltverschmutzung etc. könnten beibehalten bzw. ergänzt werden.
Warum ist solch ein Grundeinkommen für Unternehmer so interessant?
Weil es keine Behörden der Arbeits- und Sozialverwaltung mehr gäbe, die in ihren Unternehmen Überprüfungen zur Frage der Einhaltung von Tarifen durchführt.
Die Sozialsysteme wären quasi abgeschafft. Gewerkschaften, die Tarifverträge schließen, wären nicht mehr notwendig. Gesetzliche Auflagen könnten verschwinden oder zumindest beträchtlich eingeschränkt und zurückgedrängt werden. Die Mitbestimmung in den Betrieben könnte erheblich eingeschränkt werden, weil es ja keine Eingruppierung durch Tarifverträge gibt und Kündigungen keine wirtschaftliche Notsituation wären. Deshalb müssen keine Abfindungen gezahlt oder Sozialpläne abgeschlossen werden.
Das Insolvenzrecht für Länder und Kommunen öffnet der Privatisierung des restlichen Staatseigentums endlich Tür und Tor, ohne dass damit sofort Notlagen der Bürger entstehen.
Im Klartext besteht der begründete Verdacht, dass Kapitalbesitzer und ihre Anhänger ein Grundeinkommen deshalb fördern, weil sie große Teile der Arbeiterbewegung und des Sozialstaates abschaffen können, ohne befürchten zu müssen, das daraus neue Arbeiteraufstände resultieren würden. Ihr heimliches Ziel, die allgemeine Absenkung des Lebensstandards, Absenkung der Löhne und eigene Profitmaximierung über die weitgehend verbesserte Wettbewerbsfähigkeit über Jahre hinaus, würde mit einem gewaltigen Schlag Realität.
Die bisherigen Steuervorteile für die Wirtschaft sollen erhalten bleiben, sodass sie sich an der Finanzierung des Grundeinkommens nur zu einem Teil der Gesamtkosten beteiligen müssten oder eben gar nicht. Den negativen Effekten der „indirekten“ Lebensniveau-Absenkung wird durch groß angelegte, kommerzialisierte „Charity“-Medienspektakel sowie Lotterien beigekommen.
Die Grundidee des Grundeinkommens wird von Ihnen gekapert und im Sinne ihrer Macht- und wirtschaftlichen Interessen korrumpiert. Zum besseren Verständnis dieser These ein Zahlenbeispiel (berechnet für Single, ohne Kinder):
Arbeiterlohn bisher ungefähr: 5 Euro x 40 Std, x 4, minus Steuern, Versicherung.
Rechnung: 800 Euro Bruttolohn, minus 173 Euro, ergeben ca. 627 Euro netto.
ALG 2 (inkl. Miete, Bundesdurchschnitt) plus Ein-Euro-Job, minus Steuern, Versicherung.
Rechnung 680 Euro, plus 160 Euro, minus 194 Euro, ergeben ca. 658 Euro.
Grundeinkommen Arbeiter: 800 Euro, plus 1,00 x 30 Std. x 4, minus Steuern, Versicherung. Rechnung: 800 Euro, plus 160 Euro, minus 223 Euro, ergeben ca. 743 Euro netto.
Durch evt. Zulage für Miete und KV könnte die Endabrechnung 1000 Euro betragen. Für Familien würde es auch weiterhin Zuschläge geben, die deren Einkünfte damit erhöhen.
Fazit: Es bleibt festzuhalten, dass die derzeitige öffentliche Debatte ein Beleg dafür ist, dass die Kapitalbesitzer und ihre Anhänger ihre Taktik geändert haben.
Sie wissen, dass „ihr Eis“ dünner wird und versuchen den Eindruck der besseren Perspektive zu liefern.
Sie wollen nicht die Lebensbedingungen verbessern, sondern die Marktbedingungen, damit mehr Menschen wieder Lust auf Erwerbsarbeit bekommen. Leider vergessen sie wie so oft dabei, dass unserer hohe Produktivität immer weniger Menschen für die Herstellung aller Waren benötigt.
Sie vergessen weiterhin, dass nicht jede Tätigkeit, die in menschlichen Gesellschaften leistbar ist, auch als Dienstleistung angeboten werden kann. Damit steht die „reine“ Erwerbsgesellschaft im kapitalistischen (also
geldorientierten) Ordnungssystem vor einem unlösbaren Dilemma.
Die Idee eines Grundeinkommens, so wie es seit Jahrhunderten immer wieder diskutiert wird, ist als taktischer Ansatz durch die Befürworter von Lohnarbeit mittlerweile adaptiert worden und wird mit einer geänderten Zielsetzung der Bevölkerung als Instrument moderner sozialer Marktwirtschaft präsentiert.
Dem Volk wird vorgegaukelt, dass ein Grundeinkommen, ihrer Prägung, die Problemlösung der gesellschaftlichen Probleme im Kapitalismus des 21.Jahrhunderts darstelle.
Sie wollen sämtliche Errungenschaften des Sozialstaates mit einem Schlag loswerden und damit auch sämtliche Verpflichtungen. Denn durch ein Grundeinkommen wird das alles überflüssig. Auch die lästigen Gewerkschaften würden sie mit einem Hieb los. Wozu noch Tarife oder Lohnverhandlungen. Der okkupierte Ansatz des Grundeinkommens schafft ihnen die einmalige Chance, Erwerbs- oder Lohnarbeit weiter zu entwerten, Gewerkschaften spielen dabei keine Rolle. In der nächsten Stufe könnten sie dann wieder Verschärfungen der Bedingungen durchdrücken, indem sie die Voraussetzungen schaffen, dass ohne Lohnabhängigkeit ein würdevolles Leben nur bedingt möglich ist. So wird sich nach dem Willen der Machthaber das Karussell immer weiterdrehen, solange bis wir ihre „schmutzigen“ Pläne durchkreuzen und Ihnen ihre Machtspielzeuge aus der Hand nehmen!
Geschrieben von Thomas Marschner -  http://www.duckhome.de/tb/archives/5911-Bedingungsloses-Grundeinkommen-revolutionaerer-Ansatz-oder-nicht-machbar.html
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Kommentatorinnen: Wenigstens wird die Idee noch diskutiert, danke für die Vorlage. Die im Artikel gezogene Schlußfolgerung wurde andernorts schon als "Meudalismus" bezeichnet.
 http://www.metager2.de/search/index.php?ses=web&q=Meudalismus&cit=786
Ein böswilliger und uninformierter Zeitgenosse würde dies wohl als "Verschwörungstheorie" denunzieren, dies liegt mir fern. Jedes Gesetz kennt seinen Mißbrauch, deshalb ist die Warnung, ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte sich zum Bumerang wandeln, wichtig. Auf der anderen Seite bleibt aber die Eingangsfrage unbeantwortet: Wie wollen wir mit der veränderten Situation umgehen, dass immer weniger Menschen einer gut bezahlten Beschäftigung nachgehen? Die Verfechter eines Grundeinkommens sprechen von einem Einkommen auf einem "kulturtauglichen" Niveau, was bedeutet dies konkret?
Nichts kann so bleiben, wie es ist. Das gilt meines Erachtens auch für die Sozialversicherungen - die überdies bis ins Detail an die "Exportweltmeisterschaft" unserer Republik angepasst sind. Die Gewinne aus Warenexport werden bald Geschichte sein. Was bleibt, ist Einfallsreichtum.
Danke für diese andere Sichtweise. Ich selber habe mich mit den Grundeinkommen beschäftigt habe die Petition mit unterschrieben und bin deshalb für das Grundeinkommen.
.... : mit einem "Kulturtauglichen Grundeinkommen" ist gemeint den Menschen nicht nur sich Wohnung und Nahrung leisten zu können, sondern auch eben Theater, Kino oder auch mal ein Urlaub.
Ich sehe das Grundeinkommen positiver als Thomas. Wenn man so abgesichert ist kann man seinem Chef auch schneller mal die Meinung sagen oder auch schnell mal eben kündigen. Die Chefs müssen sich also umstellen und ihre Mitarbeiter anders, gleichwertiger (eben als Mensch) und gerechter behandeln. Viele Behörden könnten abgeschafft werden. Auch wird es nicht so sein das man ständig Jahre mit gewissen Wochenstunden arbeitet. Man könnte auch im mittleren Alter nochmal umschulen wenn man die Lust an seinen Job verloren hat.
Das Grundeinkommen ist für mich ein Weg zu einer wirklichen Demokratie und zur Freiheit des einzelnen.
Es gibt zu den Thema ein guten Videobeitrag von 110 Minuten länge der vieles erklärt. Ich weis das 110 Minuten lang sind, aber es lohnt sich wirklich! Hier der Link dazu:
 http://forum.akoll.info/phpBB3/viewtopic.php?f=24&t=69
Es sind dort noch ein paar weitere Links zum Thema vorhanden. Ich selber hoffe das ich das Grundeinkommen noch erleben werde.
Hallo ..... , vielen Dank für diesen Artikel, der wirklich noch einmal sehr schön die Vorzüge eines auf Grundeinkommen basierendes Systemes in Kürze und gut verständlich zusammenfasst.
Ich hoffe, es ist okay, wenn ich die Beispielrechnungen etwas korrigiere, da ich mich erinnere, dass wir in der Sozialversicherung (KV) die Summe der monatlichen Entgeltersatzleistung, also z.B. Krankengeld, nach einer anderen Formel gerechnet haben. Nämlich wöchentliches Einkommen x 13 (Wochen) / 3 (Monate) (so wurde der Gerechtigkeit bezüglich der unterschiedlichen Monatslängen Rechnung getragen). Daraus ergibt sich für das erste Beispiel (Arbeiterlohn Single, keine Kinder) folgendes Ergebnis:
5,00 €/Std. x 40 Std./Woche = 200,00 €/Woche
200,00 €/Woche x 13 Wochen = 2.600,00 €
2.600 € / 3 Monate = 866.66 € ~ 867,00 €/Monat
867,00 € Bruttolohn - 180,00 € Abzüge = 687,00 €/Monat netto.
Bei der Rechnung ALG 2 gebe ich einfach zu bedenken, dass nicht jeder Hartz IV-Bezieher einen 1,00 €-Job hat, auch wenn viele diesem gern nachgehen würden (andere auch nicht, vor allem dann nicht, wenn sich die Arbeit als sinnlos erweist oder ausbeuterische Züge vorliegen). Deshalb ändere ich diese Rechnung nicht und lasse sie wie oben beschrieben.
Das Beispiel Grundeinkommen (wobei mir auffällt, dass es nicht 160,00 € nach Deiner Rechnung sein dürften, sondern 120,00 €, wenn Du rechnest 1,00 €/Std. x 30 Std. x 4 Wochen) ändert sich wie folgt:
800,00 € Grundeinkommen (wobei ich immer davon ausgegangen bin, dass dieser Betrag der AUSZAHLBETRAG sein soll, der allen zusteht, denn ansonsten wäre dieser Betrag im Netto durch die übliche Steuer- und Sozialabgabenrechnung je Bürger wieder unterschiedlich. Ausserdem sollten mit Einführung dieses Betrages als bedingungsloses Grundeinkommen Steuern in Form von Luxussteuer auf besondere Güter oder eine erhöhte Mehrwertsteuer erhoben werden, zumindest soweit ich dies für mein Verständnis aus den bisherigen Diskussionen entnommen habe.Zudem wäre der bestraft, der eine Arbeit annimmt, weil er aus dem Arbeitentgelt + Grundeinkommen höhere Abgaben leistet und prozentual gesehen, von seinem Einkommen weniger hat, als derjenige, der nicht arbeitet. Die würde dann wieder dem Werteverfall der Arbeit entsprechen.... nun, ich bin etwas verwirrt und habe vielleicht falsche Schlußfolgerungen gezogen, bitte klärt mich auf ;) ). Okay, bleiben wir also erst einmal bei Deiner Rechnung mit den 800,00 € als Bruttoeinkommen:
zusätzliche Arbeit: 1,00 €/Std. an 30 Std./Woche = 30,00 €/Woche
30,00 €/Woche x 13 Wochen = 390,00 €
390,00 € / 3 Monate = 130,00 €/Monat
800,00 € + 130,00 € = 930,00 €/Monat
930,00 €/Monat - 197,00 € Abzüge = 733,00 €/Monat
Also würden sich folgende Ergebnisse gegenüber stehen:
Lohn aus Arbeit bisher = 687,00 €/Monat
Lohn bei Grundeinkommen = 733,00 €/Monat
Die Unterschiede sind trotz Korrektur ersichtlich. ;)
Schließend möchte ich bemerken, dass der Betrag des Grundeinkommens an die Inflation zu koppeln ist und in Abständen entsprechend dynamisiert werden muss. Es ergeben sich für mich noch zahlreiche andere Fragen, aber ich werde mir erst einmal das von akoll erwähnte Video anschauen, vielleicht blicke ich es dann etwas klarer. Noch Fragen Kienzle? Ja, Hauser....
Danke nochmal .....! Die Idee mit dem Grundeinkomen löst das Problem nicht sondern dient eher dazu, den Unternehmen den gepflegten Ausstieg aus den Sozialsystemen zu ermöglichen. Der Konsument hält das Heer der nür noch teilweise zur Produktion Nötigen über seine Steuern am Leben und die Unternehmen beschränken sich darauf, nur noch den Teil der Löhne zu zahlen, der über dem Grundeinkommen liegt. Genaueres steht hier: http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/werner.htm incl, einiger Modellrechnungen. Auch hier einige sehr aufschlussreiche Ausführungen:  http://www.forum-systemfrage.de/Aufbau/ba/21a/ba21a.php?tbch=aaba&schp=marxis&suchZiel=grundein&ordner=21a
Nicht alles wird automatisch schlecht, wenn Leute, die selten oder kaum was Gutes im Schilde führen, es vorschlagen, aber wenn eine Idee von Leuten wie Skirennläufer Althaus oder einem neoliberalen Mietmaul wie Straubhaar ins Spiel gebracht werden, ist höchste Vorsicht geboten.
es handelt sich, wie von T. richtig beschrieben um das Vortäuschen einer Lösung -mehr nicht.
Wenn ein Grundeinkommen Wahrheit wird, müssen wir unsere Einstellung zu Arbeit und deren Wertigkeit ändern. Bildung und Lohn dürfen nicht mehr im Zusammenhang stehen. Vielmehr sollte bei der Be-Lohnung für die Arbeit darauf geachtet werden, wie anstrengend die Arbeit ist.
Kein Mensch stellt sich für 1,00 Euro in die heiße Spüle des Hotels. Alle körperlich schweren Hilfsarbeiter-Jobs währen mit dem Lohn nicht mehr zu besetzten. Die Nahrungsmittelproduktion von Klein und Mittelbetrieben würde eingestellt, weil kein Bauer mehr Lust hat sich 7 Tage die Woche a; 10 Stunden ab zu rackern.
Aus meiner Sicht, ist der Einkommensunterschied in der hier angestellten Rechnung viel zu klein. Wegen 120,00 Euro mehr im Monat spukt keiner auf die Straße. Wahrscheinlich würden die 120,00 Euro direkt in den Kosten für Anfahrt zur Arbeit und Ausgaben für Kantinenessen verschwinden.
Falsch finde ich für meine Begriffe, dass ein Arbeitgeber das Grundeinkommen als Grundlohn für den Arbeitenden zur Verfügung bekommt. Es wird nicht geschehen, dass Opel seine Autos wieder von Hand zusammen schrauben lässt. Und es wird auch nicht geschehen, dass irgend etwas billiger wird, weil die Arbeitskraft billiger wurde. In dem Sinn wäre das Modell für die Wirtschaft sicher interessant, bezüglich höherer Gewinne durch billigere Arbeitskraft.
In Österreich, wie ich hoffe;) wird es wohl demnächst so etwas ähnliches wie ein Grundeinkommen geben, benannt als Grundsicherung. Im Gespräch ist, das österreichische Hartz IV, genannt Notstandshilfe;) an die Höhe der Mindestpension zu knüpfen und nicht wie bisher, an die Lohnhöhe der letzten Arbeit. So hab ich gehört, soll es kommen.
 http://www.duckhome.de/tb/archives/5911-Bedingungsloses-Grundeinkommen-revolutionaerer-Ansatz-oder-nicht-machbar.html

Picture: Bedingungsloses Grundeinkommen als Antwort auf die Krise der Arbeitsgesellschaft (  http://www.bedingungsloses-grundeinkommen.de/podium/plakat.pdf )


Peter Rühlhof