Noch heute, 27 Jahre nach Axel Springers Tod, haben Juden in Deutschland um ihre Freiheit und Unabhängigkeit von dem großen Mäzen Israels und der Juden zu kämpfen. »Bild dir dein Volk! Axel Springer und die Juden« heißt die Ausstellung des Jüdischen Museums in Frankfurt, die letzten Mittwoch eröffnet wurde (sie läuft noch bis 29. Juli). Sie stieß sofort auf heftige Kritik durch Springers Qualitätsblatt Die Welt: Museumschef Raphael Gross und Kurator Dmitrij Belkin hätten sein selbstloses Engagement zugunsten Israels und der Aussöhnung über den Abgrund des Rassenwahns hinweg schlicht würdigen können. Statt dessen rückten sie eine ›Ambivalenz‹ in den Vordergrund, die zwar existiert, deren Bedeutung aber durchaus relativiert werden muß.«
Ambivalenz? Zu den vier Grundsätzen, auf die Axel Springer seine Redakteure verpflichtete – und das steht auch heute noch in den Arbeitsverträgen – zählt: »das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen; hierzu gehört auch die die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes.«
Formuliert hat Springers schöne Sätze über die Aussöhnung mit den Juden der SS-Obersturmbannführer Paul Karl Schmidt (Paul Carell), ein wütender Antisemit. Er war bis zu Springers Tod – immer im Verbund mit dem BND – dessen engster Vertrauensmann. Auf ihn kommen wir noch.
Die Attacke gegen das Jüdische Museum und seine mangelnde Relativierung führt der zuständige Zeithistoriker von Welt und Berliner Morgenpost, Sven Felix Kellerhoff, kompetent und zuverlässig. Er steht wegen seines Reichstagsbrandbuches, das die Unschuld der Nazis festschreibt, unter dem besonderen Schutz des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (siehe jW vom 27.2.2012). Und er besitzt hohe Fachkunde beim Fälschen von Zitaten aus Büchern, die ihm mißfallen (siehe jW vom 26.2.1011). Selbst Bild kann mit einem solchen Klitterkünstler nicht mithalten und verzichtete lieber auf eine Kritik der Ausstellung, in der dieses Blatt doch so häufig vorkommt. .......... M E H R: Von Otto Köhler .........

Picture: Paul Karl Schmidt, hier im Mai 1939 mit Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop (Mitte, sitzend) auf der Fahrt von Mailand nach Berlin, brachte es während der Nazizeit zum SS-Obersturmbannführer ....
