Auf den Zetteln, die von israelischen Militärflugzeugen über den Häusern in Grenznähe abgeworfen wurden, stand, dass unter Todesandrohung niemand der Grenze näher als 300 Meter kommen dürfe. Aber da Kugeln normalerweise kein gutes Gefühl für Entfernungen haben, wird das Gefahrengebiet von der UN auf 500 Meter geschätzt, in der Realität werden Kinder in weit größerer Entfernung von Kugeln getroffen. Und wie soll man ein Gebiet meiden, in dem die Schule liegt? .............. http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16222 ............... Nicht alle Kinder scheinen einen Anspruch auf Rettung zu haben. Auf Anfrage bei der UN, die immerhin auch eine Schule dort unterhält, kommt die gleiche Antwort. Es wird lediglich auf den letzten UN-Bericht zum Thema verwiesen, bei dem die Probleme von Kindern, die unter diesen Lebensumständen aufwachsen, allerdings mit keinem Wort erwähnt werden. Die Direktorin einer anderen Grenzgebietschule in Bait Hanoun, im Norden Gazas, erzählt wie Organisationen Termine mit ihr ausmachen, um die Schule zu besuchen, nur um dann im letzten Moment abzusagen. Wegen einem erneuten Panzereinbruch, wegen fehlgeschlagener Koordination mit der israelischen Seite, vielleicht wollte sich aber auch einfach keiner der Mitarbeiter in Gefahr begeben. "Auch UNICEF hat sich angekündigt, aber noch keiner ist gekommen“, sagt die ältere Frau, Direktorin einer Schule deren Wände von Kugeln und Artilleriegeschossen durchsiebt sind. "Wir wollen nur, dass jemand mit dem israelischen Militär vereinbart, dass während der Schulzeiten um das Schulgebäude herum nicht geschossen wird, aber niemand tut etwas.“ Sie klingt resigniert.
Und so steht Sabah Aburjela und ihre kleine lokale NGO "Zukunftshaus“ mit ihrer Arbeit als Psychologin für die Kinder von Kuza’as Pufferzone sehr alleine da. "Die ständige Angst um ihr Leben und ihre Gesundheit, in der die Kinder in der Pufferzone leben, führt zu schwerwiegenden psychologischen Problemen“, erklärt sie. "Wenn man dort aufwächst, hat man keine Kindheit. Man hat keine Normalität, keine Ruhe, und nicht das elementare Gefühl von Sicherheit, das Kinder unbedingt brauchen. Kinder dort haben keine Rechte, kein Recht auf freie Bildung, kein Recht zum Spielen, nicht einmal das Recht auf Leben. Sie können ihr Haus nicht verlassen, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben.“ Sie beschreibt Fälle, in denen Kinder beim Spielen in der Nähe ihres Hauses auf vom israelischen Militär zurückgelassene Artilleriegranaten stießen. "Sie heben sie auf, ohne zu wissen was es ist, und von der Explosion werden ihnen die Hände abgerissen, oder es endet sogar tödlich“, sagt Sabah. "Und nachts hören die Kinder den Lärm der Kugeln. Die Folge dieser Lebensumstände sind Schlafprobleme, Depressionen oder Bettnässen, um nur ein paar psychische Erkrankungen zu nennen. Sie neigen selber zu aggressivem Verhalten untereinander oder wollen ihr Haus überhaupt nicht mehr verlassen.“
"Wir Kinder hier in der Pufferzone“, sagt Heba, das schwarzhaarige Mädchen mit der blauen Schleife, „wir tragen unsere Seele ungeschützt auf unserer Hand“. Von Vera Macht ........ http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16222
Vera Macht lebt und arbeitet seit April 2010 in Gaza. Sie ist Friedensaktivistin und berichtet über den täglichen Überlebenskampf der Menschen im Gazastreifen. Vera.Macht@uni-jena.de