Laut US-Medienberichten stellten die afghanischen Behörden Anfang der Woche die Großbank unter ihre Kontrolle, um deren Zusammenbruch zu verhindern. Karzai habe demnach auf Druck der USA entschieden, die Bank unter die Aufsicht der afghanischen Zentralbank zu stellen. Washington habe für den Fall eines Zusammenbruchs der Bank einen Anstieg der Gewalt für möglich gehalten.
Allerdings dürften die Machenschaften Karzais nicht ganz unbekannt gewesen seien. Sein Bruder Mahmud ist wie der Bruder von Vizepräsident Mohammed Kasim Fahim, Hasin Fahim, Anteilseigner der Kabul Bank. 14 Millionen Dollar soll die Bank Karzai für seine Kampagne zur Wiederwahl zugesteckt haben. Schon seit Monaten ist bekannt, dass das Institut Millionenkredite an Karzais Verwandte und Parteifreunde für Luxusvillen in Dubai vergeben hatte – und das vor dem Platzen der Immobilienblase 2007.
Pokerspieler als Gründer: Als Eigentümer der Villen scheint allerdings Sherkhan Farnood auf. Er ist Gründer und Vorstandschef der Bank. Und auch bei seiner Person hätte man stutzig werden können: Er gilt mit einen Gesamtgewinn von 500.000 Dollar als Weltklasse-Pokerspieler. Mittlerweile wurde er aufgefordert, die Luxusimmobilien im Wert von 160 Millionen Dollar in Dubai zurückzugeben. Zum fünften Gründungstag der Bank im Februar hatte man in Paris eine Lotterie veranstaltetet, bei der Kunden insgesamt Preise im Wert von über einer Millionen Dollar gewinnen konnten.
Schon 180 Millionen abgehoben: Die Kabul Bank ist für die Auszahlung der Gehälter von afghanischen Soldaten, Polizisten und Lehrern verantwortlich und hält Spareinlagen in Höhe von einer Milliarde Dollar von zahlreichen afghanischen Bürgern. Es habe die Befürchtung gegeben, dass eine mögliche Blockade der Gehälter für politisches und wirtschaftliches Chaos hätte führen können, sagten afghanische Banker und Regierungsvertreter der Zeitung. ....... MEHR: http://orf.at/stories/2012574/2012585/ ......... Die US-Regierung gibt sich offiziell zurückhaltend, finanzielle Hilfen für die angeschlagene Bank zu geben. Inoffiziell hieß es, das Finanzministerium haben Experten für „technische Hilfe“ nach Kabul geschickt. Gemunkelt wird aber viel mehr: Seit Monaten versucht man, Karzai im Kampf gegen die Korruption anzutreiben. Die Affäre kann man nun als Schuss vor den Bug werten, und der viel gehörig aus – nämlich mitten ins Zentrum von Karzais politischen und finanziellen Verstrickungen. Dass nun Afghanen in Massen ihr Geld von der Bank holen und das Finanzsystem des ganzen Landes ins Schwanken bringen könnten, wäre dabei aber ein fataler Kollateralschaden. - Publiziert am 03.09.2010 - http://orf.at/stories/2012574/2012585/
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Links:
Kabul Bank ......... http://www.kabulbank.com/
Afghanischer Präsident ....... http://www.president.gov.af/
„New York Times“-Bericht ........... http://www.nytimes.com/2010/09/03/world/asia/03kabul.html?_r=1&ref=global-home
Zum Jahrestag des Luftangriffs von Kunduz ....... http://orf.at/stories/2012574/2012583/
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Picture: Kabulbank K. - Karzai ... Kabul bank is the largest commercial Bank of Afghanistan .... http://www.kabulbank.com/html/index.aspx