Keine Holocaustrede wird diese Hetze und Verleumdung gegen Migranten auslöschen. Keine Gedenkrede wird diese Fremdenfeindlichkeit, die in Israel nicht nur auf der extremen Rechten wie in Europa, sondern in der gesamten Regierung ihr Haupt hebt, löschen.
Wir haben einen Premierminister, der über das Böse redet, der aber einen Zaun baut, der verhindern soll, dass Kriegsflüchtlinge an Israels Tore klopfen. Ein Premierminister, der über das Übel spricht, aber nun seit vier Jahren an dem Verbrechen der Gazablockade beteiligt ist und so 1,5 Millionen Menschen in erbärmlichen Verhältnissen lässt. Einen Premierminister, in dessen Land Siedler unter dem Slogan „Alles hat einen Preis“- Pogrome gegen unschuldige Palästinenser durchführen lässt, gegen die der Staat aber nichts unternimmt.
Dies ist ein Premierminister eines Staates, der Hunderte linker Demonstranten, die gegen die Ungerechtigkeit der Besatzung und den Gazakrieg protestieren, verhaften lässt, während man den Rechten, die gegen die Auflösung( der Siedlungen im Gazastreifen) protestierten Massenpardon gewährt. In seiner gestrigen Rede setzte Netanyahu das Nazideutschland mit dem fundamentalistischen Iran gleich – es war nicht mehr als billige Propaganda. Rede über das „Degradieren des Holocaust“. Der Iran ist nicht Deutschland, Ahmadinejad ist nicht Hitler und sie gleichzusetzen, ist nicht weniger falsch, als israelische Soldaten mit Nazis gleichzusetzen.
Der Holocaust darf nicht vergessen werden, es ist aber nicht nötig, ihn mit irgendetwas zu vergleichen. Israel muss sich an den Bemühungen beteiligen, ihn im Gedächtnis zu behalten, aber während es dies tut, muss es sich mit sauberen Händen sehen lassen, sauber von üblem Tun. Und es darf kein Verdacht hochkommen, dass es zynisch das Gedächtnis des Holocaust missbraucht, um andere Dinge zu löschen. Bedauerlicherweise ist dies nicht der Fall.
Wie wunderbar würde es gewesen sein, wenn Israel an diesem internationalen Tag des Gedenkens sich die Zeit genommen hätte, sich selbst zu prüfen und sich z. B. zu fragen , wie kommt es, dass Antisemitismus im vergangenen Jahr wieder sein Haupt hebt, in dem Jahr, in dem wir Bomben mit weißem Phosphor auf Gaza abwarfen. Wie schön wäre es gewesen, wenn an diesem Internationalen Holocaustgedenktag Netanjahu eine neue Politik der Integration für die Flüchtlinge erklärt hätte, anstelle die der Vertreibung oder wenn er die Blockade aufgehoben hätte.
Ein Tausend Reden gegen den Antisemitismus werden nicht die Flammen auslöschen, die die Operation „Cast Lead“ entzündet hat, die nicht nur Israel bedrohen, sondern die ganze jüdische Welt. Solange Gaza unter Blockade steht und Israel in seiner institutionalisierten Fremdenfeindlichkeit verharrt, bleiben Holocaustreden hohl und nichtssagend. Solange wie das Böse hier zu Hause wuchert, werden weder die Welt noch wir in der Lage sein, dass unsere Predigt vor anderen akzeptiert wird, selbst wenn sie es verdienen.
AUTOR: Gideon LEVY - Übersetzt von Ellen Rohlfs http://www.tlaxcala.es/pp.asp?lg=de&reference=9899
Quelle: Haaretz-Holocaust remembrance is a boon for Israeli propaganda http://www.tlaxcala.es/pp.asp?reference=9898&lg=en
Originalartikel veröffentlicht am 28.1.2010
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Ellen Rohlfs ist eine Mitareiterin von Tlaxcala http://www.tlaxcala.es/ , dem internationalen Übersetzernetzwerk für sprachliche Vielfalt. Diese Übersetzung kann frei verwendet werden unter der Bedingung, daß der Text nicht verändert wird und daß sowohl der Autor, die Übersetzerin als auch die Quelle genannt werden.
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