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MM: Hedy Epstein, Holocaust-Überlebende und Referentin

Henry Weber | 12.07.2009 16:40 | Anti-racism | Culture | Palestine | Cambridge | Oxford

Hedy Epstein ist 1924 in Freiburg im Breisgau als Kind von Hugo und Ella Wachenheimer zur Welt gekommen. Mit ihren Eltern lebte sie später in Kippenheim (Baden). 1939 kam sie mit einem Kindertransport, mit dem ihre Eltern sie aus Deutschland herausgeschleust hatten nach London (England). Dort lebte sei bei zwei verschiedenen jüdischen Pflegeeltern und musste mit 16 Jahren die Schule verlassen, um zu arbeiten, damit sie ihren Unterhalt sicher stellen konnte. Am 22.10.1940 wurden aller Juden aus Baden-Württemberg, darunter auch ihre Eltern und andere Familien Mitglieder nach Camp de Gurs verschleppt, dass in dem damaligen mit den Nazis kollaborierenden Vichy-Frankreich lag. Ihr Vater und ihre Mutter wurden 1942 getrennt voneinander nach Auschwitz deportiert, wo beide früh starben. Hedy Epstein verließ nach dem Zeiten Weltkrieg England und arbeitete als private Post Zensor für das U.S. Civil Censorship Division in Deutschland. Von 1946-1948 arbeitete sie als Research Analyst für den Nürnberger Nazi Ärzte-Prozess. ..... Muslim-Markt interviewt Hedy Epstein .......

MM - Hedy Epstein Homepage
MM - Hedy Epstein Homepage


In 1948 kam sie in die USA (im gleichen Jahr wurde Israel gegründet). Dort arbeitete sie in verschiedenen zivilen Organisationen und in einer Rechtsanwaltskanzlei und engagierte sich für Opfer von Diskriminierungen und für die Rechte rassistisch ausgegrenzter Menschen sowie die Wiedergutmachung von Deutschland für rassistische und andere Diskriminierungen. In den 1970er Jahren betreute sie rechtlich Vietnamkriegsdeserteure der USA. In 1995 begann ihr Ruhestand.
Seit ihrer Ankunft in den USA arbeitete sie ehrenamtlich im Einsatz für Frieden und Menschenrechte, dazu gehörte auch ein Besuch 1989 mit "Witness for Peace" (Zeuge für Frieden) in Guatemala und Nicaragua sowie mit einer internationalen interreligiösen Friedensgruppe in Kambodscha organisiert von Mennoniten. Im Juni 2001 gründete sie an ihrem Wohnort St. Louis (MO, USA) eine "Frauen in Schwarz" (Women in Black) Gruppe. Seitdem halten sie jeweils am zweiten Dienstag im Monat von 11:30 bis 13:00 Uhr eine Mahnwache in Opposition zu Israels Besatzung von Palästina und der Palästinenser. Im März widmeten sie die Mahnwache an die Erinnerung von Rachel Corrie, die von einem in in den USA produzierten israelischen Bulldozer überfahren und getötet wurde. Sie stand vor dem Haus eines Arztes in Rafah, Gaza, das von dem Bulldozer vernichtet werden sollte und versuchte das friedlich zu vermeiden. Seit Rachel Corrie's Tod wird die Mahnwache Rachel Corrie gewidmet (mehr zum Thema siehe Photostory Rachel Corrie im Muslim-Markt).
Seit 2003 war Hedy Epstein trotz hohen Alters inzwischen fünf Mal im von Israel besetzten Westjordanland mit der International Solidarity Movement (ISM). Sie nahm an mehreren gewaltfreien Demonstrationen teil, zusammen mit anderen Israelis, Palästinenser und internationalen Teilnehmern. Die Demonstrationen richteten sich u.a. gegen die Mauer und die Zerstörung von palästinensischen Häusern, Olivenhaine, usw..
Als sie 2004 das erste Mal die so genannte West Bank verließ, wurde sie fünf Stunden lang am Ben Gurion Luftplatz in Tel Aviv, festgehalten und musste sich zur Leibesvisitation nackt ausziehen, wobei sie extrem unangenehme Körperuntersuchungen an Körperöffnungen über sich ergehen lassen musste. Als Grund wurde ihre angegeben, dass sie eine mutmaßliche Terroristin sei, die ein Sicherheits-Risiko darstelle.
Bei einer weiteren gewaltfreien Demonstration in Bi'ilin (in der Nähe von Ramallah) habe sie ein Teil ihres Gehörs verloren, nachdem eine sehr laute Lärmbombe (sound bomb) neben ihr explodierte. Ca. 60% des Landes von Bi'ilin ist bereits für israelische Siedlungen enteignet worden. Ursprünglich hatte sie vor, in dem Schiff "Spirit of Humanity" mit dem Free Gaza Movement, bei dem sie seit ca. 3 Jahren Mitglied ist, im Juni 2009 nach Gaza zu segeln. Ein Tag vor ihrer Abreise wurde sie am helllichten Mittag in der Nähe ihrer Wohnung überfallen und konnte auf aufgrund der Verwundungen nicht mitfahren. Sie hofft aber bei dem nächsten Bot nach Gaza dabei zu sein.
Hedy Epstein ist verwitwet. Über Ihren Sohn Howard ist sie inzwischen zweifache Großmutter und lebt in St. Louis (MO, USA).
MM: Sehr geehrte Frau Epstein, erlauben Sie eine Einstiegsfrage zu Ihrem Namen. Ihre Eltern hießen beide Wachenheimer. Warum heißen sie Epstein?
Epstein: Nachdem ich heiratete wurde mein Name Epstein, der Name meines Mannes Arnold Epstein, der 1977 starb.
MM: Ihre Eltern sind beide Opfer des Holocaust in Auschwitz und Sie sind bereits 85 Jahre alt. Was bewegt Sie dazu, sich immer noch derart intensiv und kraftraubend ausgerechnet für die Palästinenser gegen die Politik Israels zu engagieren?
Epstein: Ich habe selbst erlebt, was Diskriminierung und Verfolgung ist. Obwohl ich nicht besonders religiös bin (meine Eltern waren auch nicht besonders religiös) folge ich den Aufruf von Leviticus (3. Buch Mose) 19:16 "....thou shalt not stand idly by the blood of thy neighbors..." ("... du sollst nicht still stehen oder müßig sein wenn Dein Nachbar blutet ..."). Als sich das erste Mal an der Mauer in Qalquilia stand, erinnerte ich mich an das Motto von Holocaust Überlebenden "Never again" ("Nie wieder"). Das bedeutet "nicht wieder für Juden," aber mit der grausamen Realität setze ich hinzu: "und nie wieder bei Juden." Als Jüdin schäme ich mich, dass meine GlaubensgenossenInnen solche Gräueltaten gegenüber Palästinensern vornehmen. Ein anderes jüdisches Motto, das ich befolge, heißt: "Tiqqun Olam" ("Weltverbesserung").
MM: In einem offenen Brief an Außenminister Steinmeier haben Sie den schweren Vorwurf erhoben, dass Deutschland Mittäter sei bei der Unterdrückung der Palästinenser durch Israel. Wie meinen Sie das?
Epstein: Wenn man nichts tut oder nur zuschaut wenn Gräueltaten geschehen, dann ist man einfach mitschuldig. Niemand ist zu alt, zu jung, zu klein oder zu einfach um nichts zu tun. Jede/r von uns kann nicht nur, sondern muss Verantwortung übernehmen, um das, was nicht richtig ist, richtig zu stellen. Wenn wir das alle tun, dann können wir alle hoffentlich einmal in Frieden und Harmonie miteinander leben. Insha'Allah.
MM: Deutsche haben aber aufgrund ihrer Geschichte eine besondere Sensibilität mit dem Thema "Juden". Wie kann ein Deutscher sich gegen die aktuelle Politik Israels engagieren, ohne sich dem Vorwurf des Antisemitismus auszusetzen?
Epstein: Genau so wie ein Deutscher sich gegen die aktuelle Politik eines anderen Staates engagieren würde und diesen kritisieren würde. Das Schuldgefühl aufgrund des Holocaust soll nicht im Weg stehen in Bezug auf Israel, auch nicht die Angst, dass man als Antisemit beschimpft wird. Israel gesondert zu behandeln, d.h. zu schweigen und wegzuschauen ist eine Art Diskriminierung. Schweigen und Wegschauen macht einem mitschuldig. Wenn Israel so ein guter Freund von Deutschland ist und man sieht, dass deren Weg falsch ist, dann muss man Israel helfen, aus guter Freundschaft, von dem Irrweg weg zu kommen.
MM: Sie selbst sind inzwischen mehrfach Opfer von Gewalttaten geworden und haben dabei auch ihr Gehör teilweise eingebüßt. Einen Tag vor der Abreise des Schiffes "Spirit of Humanity" mit dem Free Gaza Movement nach Gaza zu segeln wurden sie am helllichten Mittag in der Nähe ihrer Wohnung überfallen und konnte auf aufgrund der Verwundungen nicht mitfahren. Glauben Sie das war lediglich ein unglücklicher Zufall?
Epstein: Der Überfall erfolgte am 27. Juni 2009, ein Tag vor meiner Abreise nach Qatar, wo ich gegenüber den Medien bei Interviews im Zusammenhang mit unserer Reise nach Gaza mit dem Schiff "Spirit of Humanity" teilnehmen sollte.
..... Mehr: ... das volle Interview .....  http://www.muslim-markt.de/interview/2009/epstein.htm ..... Epstein: Ganz im Gegenteil haben wir hier eine sehr gute Beziehung mit den hiesigen Muslimen. Oft bedanken sie sich für das, was wir tun. Vor dem 11. September 2001, haben mehrere Muslime an den Women in Black Mahnwachen teilgenommen. Danach sind sie aus Angst weggeblieben. In meinem engen Freundeskreis hier befinden sich Muslime, die mich aufnehmen wie eine unter ihnen.
Das Feindbild in den Medien ist das, was die Medien als Wahrheit oder als Realität beschreiben, aber in der Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall - mit Ausnahmen natürlich. Wenn wir friedliebenden Juden und Muslime Kontrolle über die Medien hätten, könnte das Feindbild verschwinden. Bis dann, werden wir zusammen daran arbeiten, dieses Bild zu ändern und unsere Freundschaft wird dadurch gestärkt. Das mag sich alles ein bisschen naiv anhören, aber so ist der realistische Weg.
MM: Welche Projekte möchten Sie noch in Ihrem Leben realisieren und was sind Ihre Zukunftsplanungen, wenn Gott es erlaubt?
Epstein: Ich werde weiter an den Projekten , wie z.B. Israel/Palästina arbeiten in der Hoffnung, dass überall auf der Welt einmal Frieden und Gerechtigkeit herrschen wird. Übrigens, ich werde noch weitere hundert Jahre leben und danach werde ich entscheiden, wie lange ich noch weiter leben will. Ich mach nur Spaß, lachen Sie mal.
MM: Wir wünschen Ihnen ein segenreiches langes Leben Frau Epstein und danken für das Interview.

Muslim-Markt interview Hedy Epstein, Holocaust-Überlebende und Referentin - 12.7.2009 ...  http://www.muslim-markt.de/interview/2009/epstein.htm

Henry Weber


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